Die Pforte zur Kaserne

Augenblick mal, die Soldatin dort kannte den Stadtkommandanten ihres Heimatortes? Nachdenklich runzelte Juri die Stirn, als ihr ein aberwitziger Gedanke durch den Kopf schoss. Quark …das konnte ja nicht sein …warum sollte ausgerechnet Sie …no no, das war bestimmt nur eine ganz normale Soldatin, die irgendwann mal mit eben Erwähntem zu tun hatte, vielleicht selbst ihre Erfahrung mit ihm gemacht hatte in der Grundausbildung …oder so.

Ein leises Glucksen ließ sich vernehmen nachdem der Gedanke verscheucht war. „Den Major … jaaaa den kenn ich … netter Kerl. Er ist bereits mein Vorgesetzter … mehr oder weniger. Und was ich da erlebt habe, lässt mich nicht sicher sein, ob er…ehm …na egal.“ Unter der Kapuze war das schelmische Grinsen des Weibes hoffentlich nicht zu sehen und ob das Nicken zu erkennen war? So wurde noch einmal verbal bestätigt, dass K.k. gemeint war, zu der man wollte und dies sogar mit ausdrücklicher Erlaubnis vom Herrn Major. „Geht Ihr ruhig vor, ich folge im Windschatten und keine Sorge, nur weil ich Italienerin bin spioniere ich hier nichts aus!“ In den letzten Worten schwang eine Schärfe mit, die so nicht gewollt war, doch drängten sich im Hinterkopf wieder die Ereignisse von Wien hervor. Das Pferd am Zügel führend, folgte Juri der Soldatin durch das Tor.

Inzwischen musste sich Ava schon auf die Zunge beissen um nicht loszulachen.
So nickt sie nur und geht mit der Dame über den Kasernenhof.

Nein, Nein, ans spionieren dachte ich weiss Gott nicht, eher an Eure eigene Sicherheit, dass euch nicht ein paar Soldaten verhaften und in den Kerker stecken.
Unsere oberste Stadtkommandantin ist ebenfalls Italienerin....auch eine hervorragende Vorgesetzte....
Aber kommt, wir sind gleich da.

Rasch überlegt Ava ob bei KK wohl eingeheizt und etwas Staub gewischt wurde?

Abermals stand’s Weib vorm Torhaus und begehrte Einlass, diesmal jedoch wesentlich zurückhaltend im Ton. Unsicherheit war ihr Begleiter, wie so oft, nur diesmal ließ sie sich schwer überspielen. Wie denn auch? Jahrelang hatte sich die Italienerin gesträubt diesen Weg zu gehen und nun …
Musste sie es sich in ihrem Alter noch antun? War dies nicht eher etwas für Jüngere?

Genau wie der Dicke hinter ihr, trippelte sie nervös von einem Fuß auf den anderen. Zum wiederholten Mal versuchte sie sich selbst all die Fragen zu beantworten. Nein – sie tat dies nicht aus Pflichtgefühl, nicht um die Blonde glücklich zu machen und ihrem Nachfragen ein Ende zu setzen, nicht um Ruhm und Ehre wegen und schon gar nicht der Worte der anderen Blonden wegen. Ihre Beweggründe waren rein egoistischer Natur. Zum einen galt es die Neugier zu befriedigen, dann um es dem Kerl und auch sich selbst zu beweisen, dass sie es entweder bis zum Ende durchziehen würde oder kläglich versagte. Und sie wollte lernen, was der Kerl ihr nicht beibringen wollte, nämlich sich verteidigen zu können, alleine schon damit er sich nicht sorgen brauchte, wenn sie wieder einmal vorgab mit dem Schwert an der Seite Stadtwache zu spielen.
Dies alles waren durchaus keine akzeptablen Gründe sich auf das Wagnis einzulassen, daher würde sie auch drauf verzichten dies zur Sprache zu bringen, sollte die Frau Hauptmann sie fragen, woher dieser Sinneswandel rührte.
Noch einmal wurde tief Luft geholt und dann die Stimme erhoben, um auf sich aufmerksam zu machen.

Endlich hatte Ava Feierabend und begab sich zum Tor der Kaserne, als ihr abermals ein Weib auffiel, das dort stand, als wüsste es nicht so genau was es wollte.
Als Ava näher kommt erkennt sie die junge Frau sofort.
Wie üblich salutiert die Armeeführerin, bevor sie spricht.

Guten Abend werte Jurina.
Kann ich Euch behilflich sein?
Ihr seht so....hm...so unschlüssig aus.

Eine Stimme riss das Weib aus den Gedanken, doch war es nicht irgendeine Stimme, sondern DIE eine Stimme. Das konnte doch nur ein Déjà-vu sein. Unbewusst wischte Juri sich über die Augen und blinzelte, doch die Gestalt vor ihr ändert nicht das Aussehen, blieb eindeutig die Gräfin von Grafenbach. Rasch wurde geknickst und dann eine hoffentlich zufriedenstellenden Antwort hervorgebracht.

„Buona sera! Nun ja, ich will …. ehm nein ich möchte …. also es wäre schön, wenn jemand Zeit hätte weil ….“
Der Klos im Hals schien immer größer zu werden. Warum zum Henker war es so schwer zu sagen was Sache war? Ärgerlich kickte Juri einen Stein zur Seite. Die Meerblauen folgten dem kurzen Flughopser.
„Ich möchte die Grundausbildung absolvieren“, kamen dann endlich die Worte, die so schwer doch gar nicht zu sagen waren und erst dann wurde wieder zur Blonden geschaut.

Ava erwidert den Salut der Frau Hauptmann und strahlt Juri an.

Das ist ein sehr weiser Entschluß, werte Jurina.
Ich freue mich über jeden neuen Rekruten.
Frau Hauptmann wird sich m Euch kümmern und Euch alles zeigen.
Seid willkommen in der Armee.

Ava nickte KK zu , salutierte noch einmal und machte sich dann auf den Heimweg.

Selbst wenn’s Weib jetzt noch unschlüssig gewesen wäre, es hätte wohl wenig Erfolg gehabt noch einmal so davonzukommen. Einem kleinen Belagerungsring gleich, standen die beiden blonden Soldatinnen um sie herum, dabei auf sie einredend.
Einen kurzen Moment brauchte Juri um sich gewahr zu werden, was sie selbst sagte und wie man ihre Worte aufgefasst hatte. Den erstaunten Gesichtsausdruck K.k.‘s nahm sie mit leichtem Schmunzeln zur Kenntnis. Wie hätte die Frau Hauptmann dann wohl erst dreingeblickt, hätte Juri ihr ihre Entscheidung bereits vor Tagen direkt unterbreitet. Das Schmunzeln verschwand jedoch so rasch, wie es erschien, denn das was K.k. da sagte, verwunderte Juri doch sehr. Unterkunft? Sie war doch nicht hier um in der Kaserne eine Bleibe zu suchen. Schließlich hatte sie ein wunderbares Zuhause und einen Sohn, der dort in der Obhut Karlas nur darauf wartete zu erfahren, ob seine Mutter der Tante Kaka auch wirklich berichtete, wie groß er schon war und was er alles angestellt hatte.

Kaum den Gedanken zu Ende gebracht, vernahm sie die nächsten Worte und erneut setzte das Grübeln ein. Mehr zu sich, als zur Gräfin murmelte sie:
„Ob das wirklich so ein weiser Entschluss ist und wenn ja … fragt sich für wen!?“

Da sich die Armeeoberste zum Gehen anschickte, wurde noch einmal rasch ein Knicks angedeutet - das mit dem Salutieren würde sie wohl üben müssen – und sich dann dem Schicksal oder besser der Frau Hauptmann ausgeliefert.

Aufmerksam verfolgte die junge Italienerin, was K.k. da von sich gab. Schon gleich beim ersten Satz rümpfte sie die Nase. Was hieß hier endlich? Zeit um daraufhin etwas zu erwidern fand sie keine, denn schon wurde ihr erklärt, wo sich was befand und wohin sie sich zu begeben hatte. Stirnrunzelnd versuchte Juri sich die Wegbeschreibung einzuprägen, dann setzte sie an auch etwas zu sagen, doch wieder ohne Erfolg, dabei wäre es wichtig gewesen auf etwas Entscheidendes hinzuweisen. Indes hatte die Blonde ihr den Rücken zugekehrt und war davongestiefelt um Dinge zu besorgen, die Juri ihrer Meinung nach noch gar nicht benötigte, denn ….
Nachdenklich schüttelte sie den Kopf. Das lief hier überhaupt nicht so, wie es sollte. Sie war hier her gekommen um sich zur Grundausbildung anzumelden, nicht um sie stehenden Fußes sogleich zu beginnen. Schon gar nicht hatte sie vorgehabt jetzt gleich, zu dieser Stunde hierzubleiben, es war immerhin schon Abend ((denn mit einem Guten Abend wurde man am Tor begrüßt)) und der Sohn würde daheim warten. Zudem galt es einige grundlegende Dinge zu erfahren, die’s Weib für nötig erachtete um sich ihres Vorhabens auch wirklich sicher zu sein. Unliebsame Überraschungen gehörten da nicht zu, die würde es später gewiss noch en masse geben.
Und so blieb sie vorerst da stehen, wo man sie zurückgelassen hatte. Aus der Tasche zog Juri einen Apfel, den sie sich mit dem Dicken teilte während sie wartete.

Noch immer beäugte der Wachhabende am Tor das Weib misstrauisch, doch auch er wusste scheinbar nicht so recht, wie er die Lage einschätzen sollte. Man hatte es zwar durch das Tor gelassen doch nun stand‘s da umher und blickte sich neugierig um. Typisch Weib halt.

Juri spazierte einige Schritte auf und ab, darauf hoffend, dass K.k. irgendwann merkte, dass sie nicht dort angekommen war, wo sie hin sollte. Und tatsächlich stand plötzlich wie aus dem Nichts aufgetaucht die Blonde vor ihr. Wie konnte man sich mit Armeestiefeln nur so anschleichen?

„Zivilpersonen ist es nicht erlaubt alleine auf dem Kasernengelände herumzulaufen“, wiederholte Juri völlig ernst die Worte der höherrangigen Blonden auf die Frage, warum sie hier noch rumstand. „Und das mit dem Beißen…“ Mit dem Kopf deutete sie zum Torwächter. „Bei dem wäre ich mir nicht so sicher! Aber sag, ich soll wirklich jetzt gleich sofort und auf der Stelle mit der Grundausbildung anfangen? Sammelt ihr nicht erst, bis genug Freiwillige zusammen sind? Lohnt sich doch sonst gar nicht.“

Ein leises Seufzen war zu hören, als Juri sich nun endgültig in die Fänge K.k.‘s begab und sich mit Haut und Haar und mit den Keksen in der Tasche ihr auslieferte. Den Dicken hinter sich wissend, folgte die Brünette der Blonden und war gespannt, was sie heute noch erwartete. Zumindest hatte K.k. nichts von diesen blöden Liegestützen erwähnt, was schon mal für Erleichterung sorgte.

Und um sie nicht nachträglich noch auf solche Ideen zu bringen, begann Juri noch auf dem Weg zum Übungsplatz alle möglichen Fragen zu stellen.
„Was ist denn das dort und wo geht es da hin und warum ist es da hinten so matschig und …..“

Der Wegbeschreibung von Leutnant Belafarinrod gefolgt näherte sich Mw88 der Pforte der Kaserne. Einige Meter entfernt blickte er erneut auf die Beschreibung und grinste, da er sein Ziel erreichte.
Er kam auf die, vor der Pforte stehende, Wache zu und überbrachte sein Anliegen.

"Ich grüße Euch. In der Stadt traf ich auf Leutnant Belafarinrod, mit welchem ich mich über das Soldatendasein unterhielt. Nachdem er mein Interesse weckte überreichte mir dieser eine Wegbeschreibung, der ich nun gefolgt bin und letztendlich hier stehe." Mw88 zeigte der Wache die Wegbeschreibung.
"Nun würde ich mich gerne der Armee anschließen, um meinem Land zu dienen. Allerdings verfüge ich bisher über keine Erfahrungen damit, da ich erst vor kurzem nach Mistelbach kam."

Gerade kam Ava des Weges, als sie das Gespräch noch hörte.

Guten Tag, werter Herr. ((ich hoffe es ist ein Herr?))
Kann ich Euch behilflich sein?
Ihr möchtet zur Armee?

Mw88 wendet sich zu der gerade dazugekommen Avallyn.
"Seid gegrüßt werte Avallyn, Marius aus Mistelbach.
Jawohl, ich interessiere mich für einen Beitritt zur Armee."

Ava wunderte sich ein wenig, dass der Herr ihren Namen kannte, dachte sich aber nichts weiter dabei.

Nun, werter Marius, das freut mich sehr.
Ihr seid hier genau richtig.
Erfahrung braucht Ihr auch nicht, denn alles was Ihr wissen müsst werdet Ihr hier als Rekrut lernen.
Aber euch ist schon bewusst, dass das Leben eines Soldaten nicht immer leicht ist?

Grummelnd und brummelnd marschiert eine Soldatin aus dem Tor heraus. Auf einer Schulter trägt sie ein zusammengerolltes Bündel dicker Leinenware.
Nachdem sie das Tor durchschritten hat, sieht sie zwei Personen, eine davon unverkennbar die Armeeführerin. Sie scheint sich mit einem Gast zu unterhalten.

"Nabend Frau Oberst," salutiert die Schwarzgelockte, und nickt auch dem unbekannten Mann freundlich zu.

"Bin grad auf dem Weg zum Markt, mit diesen ... " sie seufzt tief ... "Altwaren. Soll ich was mit rauf zur Burg bringen lassen?"

Ava schaut auf und erwidert den Salut ihrer OSK.

Oh Mani, zum Markt?
Nun ja, wir bräuchten dringend ein Fässchen Branntwein, du weisst schon....für medizinische Zwecke.
Also wenn du da ein oder zwei Fässchen ergattern könntest, wäre prima.
Wart, ich geb dir ein paar Taler mit.

Ava holt ihr Geldsäckchen hervor und reicht Mani die Taler.

Ach, Mani, hier ist übrigens ein neuer Rekrut, der demnächst anfangen möchte.
Marius sein Name.

Mw88 grüßt die gerade dazugekommene Manila. "Ich grüße Euch werte Manila".

Mw88 wartete, bis Avallyn die Bestellung für die Desinfektions- oder Beruhigungsmittel Manila mitteilte und fuhr anschließend mit seiner Antwort fort.

"Ich bin mir dessen bewusst, hatte auf dem Weg hierher bereits genügend Zeit mir Gedanken zu machen."

"Oh Branntwein, na das trifft sich, rein zufällig komm ich eh beim Weinhändler vorbei."
Zu dem Vorschlag mit den Talern nickt sie zustimmend.
"Sehr gut, denn ich fürchte für das hier -" Sie deutet nach oben auf ihr Paket, "bekomm ich vom Färber nicht mehr viel, falls er überhaupt was mit anfangen kann. Ansonsten bring ichs zum Fackelmacher, soll der es verwursten." Ziemlich unglücklich wirkt sie bei dieser Aussicht: Kein Wunder, haben diese kaum georderten, nun schon wieder veralteten Malereien damals eine ganze Stange Geld gekostet.
"Die neuen Schaubilder sind noch nicht alle fertig, aber es reicht um damit stunden- und tagelang zu lernen ... weißt ja, eines Soldaten Lieblingsbeschäftigung."
Sie grinst leicht, nimmt den Geldbeutel von Ava entgegen und steckt ihn in die Hosentasche.
"Ich werd dir eine Rechnung ausstellen lassen."

Die Armeeführerin stellt ihr den Mann vor, und die Schwarzhaarige schaut ihn fröhlich an. Höfliche Männer trifft man ja selten heutzutage!
"Ah, Marius, meinen Gruß. Ich bin Ausbilderin, schätze wenn du dich als Rekrut aufnehmen lässt werden wir uns noch oft genug sehn. Die Frau Oberst kann dich ja direkt mit ins Lazarett nehmen." Sie grinst und sieht zu, dass sie sich davonmachen kann.
"So ich mach mich wieder auf den Weg, bis später."
Mit einem lockeren Salut zur Vorgesetzen und einem Nicken zu Marius verabschiedet die Soldatin sich und setzt ihren Weg fort.

Ach Mani, du wirst dem Färber schon klar machen welch wunderbares, feinstes Leinen er bekommt.
Ava erwidert den Salut der Soldatin und wendet sich wieder Marius zu.

Das ist gut, werter Marius, denn man sollte nicht unter falschen Voraussetzungen Soldat werden wollen.

Ava gibt kurz der Wache Bescheid, die sich sogleich auf den Weg macht.

Wir müssen jetzt ein wenig auf einen Ausbilder warten der Euch hier abholt und Euch einweist.
Das wird nicht lange dauern.
Aber erzählt doch mal, was Ihr Euch so unter der Armee vorstellt?

Marius grinst, als er sieht, wie die Wache auf Avallyns Befehl hinfort eilt.
"Ich danke Euch!
Ich möchte mich der Armee anschließen, um meinem Heimatland zu dienen und es bzw. die Bewohner vor allem Möglichem zu beschützen oder zu Unterstützen.
Natürlich erwarte ich mir auch eine tolle Kameradschaft und neue Bekanntschaften innerhalb der Armee, sowie verschiedenste Abenteuer und gemeinsame Unternehmungen." ... nach kurzer Pause fährt er fort
"Den Gefahren des Soldatenalltages bin ich mir durchaus bewusst, allerdings wird diese nach meiner bescheidenen Meinung durch Vertrauen auf die Fähigkeiten der Kameraden minimiert. Aber das muss ich einem Oberst wahrscheinlich nicht erzählen." Marius schmunzelt.